SEPTEMBER 2023

Ein Einblick in die Vorlaufzeiten beim Bau neuer Minen für «kritische Rohstoffe»

Goldmine im Witwatersrand Becken, Südafrika
Quelle: ERI AG

Während die weltweite Nachfrage nach Metallen, die für die Dekarbonisierungsrevolution entscheidend sind, steigt, sollten die zunehmenden Produktionslücken auf der Angebotsseite von Verfechtern der «Net-Zero-2050» Strategien mit Beunruhigung gesehen werden. Jüngst haben die kommenden Engpässe bei «critical raw materials» wie Germanium und Gallium die Beachtung der Allgemeinpresse erhalten, als China im Juli Exportkontrollen für Gallium- und Germaniumprodukte einführte[1]. Engpässe im Metallsektor hängen aber nicht nur von Chinas Exportbeschränkungen ab: so deutet z.B. der zunehmende Bedarf an Silber für die Produktion von Sonnenkollektoren an, dass es bei diesem Industriemetall mittelfristig ebenfalls zu Engpässen kommen könnte, da die Produktion dem Bedarf nicht folgen kann[2]. Mexiko und Peru sind global die größten Silberproduzenten, obwohl China auch hier schon auf Platz 3 folgt.

In unseren Berichten und Präsentationen weisen wir oft auf die zunehmenden Herausforderungen hin, die sich dem Bergbau in der Förderung von kritischen Rohstoffen für die Energiewende stellen. In einer aktuellen Studie von S&P Global [3] wird unsere These mit neuen Daten hinterlegt. Im Gegensatz zu anderen Industriezweigen sind Metallminen für ihre langen Entwicklungszeiten berüchtigt, da es von der Entdeckung bis zur Produktion mehrere Jahrzehnte dauern kann. Diese oben genannte Studie bestätigt diesen Ruf und zeigt, dass ein Bergwerk im Durchschnitt mehr als eineinhalb Jahrzehnte von der Entdeckung der Lagerstätte bis zur Aufnahme der Produktion benötigt, Tendenz steigend. Angesichts dieser Zahlen bleiben die Ziele, die von grüner Politik und «Zet-Zero-2050» Advokaten gesetzt werden, eine große Herausforderung.

Die durchschnittliche Vorlaufzeit von Gold- und Basismetallminen beträgt 15,7 Jahre

Die Vorlaufzeit der Minen von der Entdeckung einer Lagerstätte bis zur Produktion ist sehr unterschiedlich und hängt von Faktoren wie der Abbau- und Verarbeitungsmethode, dem Standort und dem rechtlichen Umfeld ab. In der S&P Global Studie wurde die durchschnittliche Vorlaufzeit für 127 Edel- und Industriemetallmetallminen berechnet, die zwischen 2002 und 2023 die Produktion aufgenommen haben und ab 1980 entdeckt wurden. Danach haben die 127 einbezogenen Minen eine durchschnittliche Vorlaufzeit von 15,7 Jahren von der Entdeckung bis zur kommerziellen Produktion, wobei die Spanne von sechs bis 32 Jahren reicht.

Die durchschnittliche Vorlaufzeit einer Mine von Exploration bis Produktion beträgt 15,7 Jahre

Quelle: Copyright © 2023, S&P Global Market Intelligence

Kürzere Vorlaufzeiten für Goldminen und Untertageminen, höhere Vorlaufzeiten für größere Minen

Die 70 analysierten Goldminen haben dabei eine etwas kürzere Vorlaufzeit von durchschnittlich 15,2 Jahren. Bei den analysierten Goldminen handelt es sich im Allgemeinen um kleinere, hochgradige Untertageminen, die weniger Infrastruktur benötigen und bei denen Exploration, Wirtschaftlichkeitsstudien und Bau weniger komplex und schneller sind. Bei den oft größeren Kupferminen konzentrierte sich die Erschließung in den letzten Jahrzehnten auf tiefer gelegene, niedriggradige Porphyrvorkommen, die intensive Explorationsarbeiten erfordern, um sie zu definieren, und eine umfangreiche Infrastruktur, um sie in Produktion zu bringen. Aufgrund der zunehmend niedriggradigeren Erzkörper bedarf es auch größerer Minen (Schlagwort «Economies of Scale»), was die Komplexität zusätzlich erhöht. Damit steigen die Vorlaufzeiten.

Kupfer- und Nickelminen haben längere Vorlaufzeiten als Goldminen

Quelle: Copyright © 2023, S&P Global Market Intelligence

Nach vorne blickend erwarten wir, dass sich die Komplexität der Erschließung neuer Minen steigern wird, da es aufgrund fallender Erzgehalte und tiefer liegender Minen neuer Abbaumethoden wie «block caving» bedarf, bei denen Bergbaufirmen generell noch wenig Erfahrung haben. Viele Projekte erfüllen nicht die ursprünglichen Machbarkeitsstudien[4]. Es erscheint uns daher erstaunlich, dass bei Lobbyisten der Energiewende die technischen und naturwissenschaftlichen Hürden auf dem «Pfad zu Net-Zero» ignoriert werden und/oder nicht bekannt sind. Die Energiewende ist in erster Linie eine technische Revolution, die von Naturwissenschaftlern und Ingenieuren nach vorne getrieben werden muss. Das Versäumnis, dies zu erkennen, wird zu einem Versagen der «Politik der Energiewende» führen.

Unterschiede bei den Vorläufen zur Produktion sind abhängig von Geografie und Abbaumethode

Nickelminen, die sich hauptsächlich im asiatisch-pazifischen Raum befinden, haben mit 17,5 Jahren die längste durchschnittliche Vorlaufzeit unter den Rohstoffgruppen, mit einer Spanne von 11 bis 29 Jahren. Interessanterweise sind die Explorations- und Studienphasen von Nickelminen mit durchschnittlich 11 Jahren kürzer als bei Gold mit 11,9 Jahren und bei Kupfer mit 12,4 Jahren. Die durchschnittliche Zeit bis zur Nickelproduktion wurde jedoch durch die längere Zeit bis zu einer Bauentscheidung nach Abschluss der Machbarkeitsstudien und die längere Bauphase verlängert. Was den Minentyp betrifft, so ist die Vorlaufzeit im Tagebau mit fast fünf Monaten etwas länger als im Untertagebau, was auf die Genehmigungs- und Studienphase zurückzuführen ist. Allerdings ist die Bauzeit für Tagebauminen wiederum etwas kürzer als für Untertageminen, was auf die geringere Komplexität der Infrastruktur zurückzuführen ist.

Längere Vorlaufzeiten in Brasilien, Philippinen und Kanada, oft kürzere in afrikanischen Ländern

Quelle: Copyright © 2023, S&P Global Market Intelligence

Länge der Genehmigungsverfahren treibt Vorlaufzeiten nach oben

Die Länge von Genehmigungsverfahren (z.B. in Kanada) wird häufig als Ursache für die längeren Vorlaufzeiten für neue Minen angesehen. Bergbauprojekte unterliegen den Anforderungen der jeweiligen Region und Provinz. Generell wächst der Konsens, dass die Länder und Provinzen die Genehmigungsverfahren optimieren müssen, um die Vorlaufzeit von Bergwerken zu verkürzen, damit die Entwicklung der Lieferketten für wichtige Mineralien gefördert werden kann, was z.B. mit den Plänen der USA für grüne Energie zusammenfällt. In Kanada hat die Provinz Ontario z.B. vor kurzem Änderungen ihrer Bergbaugesetze vorgeschlagen, um die Entwicklung von Projekten für kritische Mineralien zu beschleunigen. In den USA gibt es ebenfalls starke Bestrebungen, die geltenden Gesetze für die Genehmigung neuer Minen zu ändern, um die Unabhängigkeit bei kritischen Mineralien, die für die Elektrifizierung und Dekarbonisierung wichtig sind, zu erhöhen. Angesichts der zunehmenden Komplexität von Exploration und Bergbau wären solche Vereinfachungen der Genehmigungsverfahren wünschenswert.


[1] Reuters 2023-08-01
[2] World Silver Survey 2023
[3] S&P Global Studie Mine Supply
[4] Understanding and managing surface subsidence at New Gold’s New Afton block cave operation



Dr. Joachim Berlenbach

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Matthias Neymeyer

Relationship Manager Süd

Matthias Neymeyer ist Wholesale Relationship Manager bei der Greiff capital management AG und betreut die Region Süddeutschland. Nach seiner Ausbildung zum Finanzassistenten bei der Volksbank Freiburg eG war der Diplom-Bankbetriebswirt (ADG) zunächst als Servicekundenberater und nach einem Wechsel zur Volksbank Breisgau Süd eG als Privatkundenberater tätig. Zuletzt agierte Matthias Neymeyer mehr als vier Jahre erfolgreich als Vermögensmanager im Private Banking der Volksbank Breisgau Süd eG.

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