Q3/2023

Quartalsbericht

Das Zinsumfeld

Die Federal Reserve hat im September die Zinssätze unverändert gelassen, aber ihren geldpolitischen Kurs verschärft, von dem ihre Entscheidungsträger zunehmend überzeugt sind, dass es ihnen gelingen könnte, die Inflation zu senken, ohne die Wirtschaft nachträglich zu schädigen oder massive Arbeitsplatzverluste zu verursachen. Nach den neuen vierteljährlichen Prognosen der Fed wäre nicht ausgeschlossen, dass die Zinsen in diesem Jahr noch ein weiteres Mal auf eine Spanne von 5,50 Prozent bis 5,75 Prozent  angehoben werden, wobei die Zinssätze bis zum Jahr 2024 deutlich straffer bleiben würden als ursprünglich prognostiziert. Auch die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, signalisierte im September, dass die Zinsen zwar ihren Höhepunkt erreicht haben könnten, aber so lange hoch bleiben werden, wie es nötig ist, bis sich die Inflation dem mittelfristigen Ziel der EZB von 2 Prozent nähern würde.

Die Inflation im Euroraum wird im September 2023 voraussichtlich bei 4,3 Prozent liegen, laut dem Statistikamt Eurostat, gegenüber 5,2 Prozent im August 2023. Ein deutlich stärkerer Rückgang als erwartet und der niedrigste Wert seit Oktober 2021. Die Inflationsrate in den USA verhält sich noch uneinheitlich. Sie stieg im August zuletzt leicht auf 3,7 Prozent an, im August 2022 lag die Teuerungsrate noch bei 8,3 Prozent.

Der aktuelle Rentenmarkt

Nachdem die Fed in ihrer Sitzung im September beschlossen hat, an der restriktiven Zinspolitik festzuhalten, sind die Renditen der US-Anleihen vergangene Woche auf ein 17-Jahres-Hoch gestiegen. Die Rendite der zweijährigen US Treasury Note erreichte vergangene Woche 5,2 Prozent, ein Anstieg um 1,4 Prozentpunkte gegenüber Mai und der höchste Stand seit 2006. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasury Note nähert sich mit 4,5 Prozent ebenfalls einem 16-Jahres-Hoch. Damit ist das erzielte Rendite der 10-jährigen Anleihen seit Jahresbeginn erstmals in den letzten einhundert Jahren im dritten Jahr in Folge negativ. Da die Fed derzeit mit einer hartnäckigen Inflation kämpft, dürften die Zinsen – und damit die Anleiherenditen – weiterhin hoch bleiben. Weiterhin sehen wir das Phänomen, dass die kurzfristigen US-Staatsanleihen weiterhin höher sind als die  längerfristiger Papiere. Die Renditen für einjährige Staatsanleihen liegen etwa einen Prozentpunkt über denen für 10-jährige Anleihen. Diese inverse Zinsstruktur hat in der Vergangenheit mit hoher

Treffsicherheit zu einer anschließenden Rezession geführt.

Marktausblick für das verbleibende Jahr

Die weitere Zinsentwicklung und die Entwicklung am Aktienmarkt wird im weiteren Verlauf des Jahres sehr stark von der Entwicklung der wirtschaftlichen Indikatoren abhängen. Dem US-Arbeitsmarkt kommt dabei eine entscheidende Bedeutung zu. Soweit haben die Zinserhöhungen, anders als in Europa, noch keine Spuren in der Wirtschaft hinterlassen. Sowohl der Immobilien- als auch der Arbeitsmarkt, und damit der Konsument, sind erstaunlich stark. Solange das so bleibt, dürfte die US-Zentralbank, im Gegensatz zu den anderen Zentralbanken der Welt, nach der Methode „higher-for-longer“ verfahren. Damit könnte die Gefahr steigen, dass die FED zu stark an der Zinsschraube dreht und die Wirtschaft in 2024 doch noch in eine Rezession abgleitet. Diese Ängste konnten wir in Q3 sowohl am Renten- als auch am Aktienmarkt beobachten. Auf den US-Rentenmarkt wirkte sich neben der FED-Politik auch einen Herabstufung der Bonität amerikanischer Staatsanleihen als auch der drohende Schließung der US-Behörden aus. Diese konnte kurzfristig abgewendet werden, aber dürfte in den nächsten Wochen noch einmal auf die Agenda rücken. Damit ist ein weiterer Anstieg der langfristigen Zinsen nicht ausgeschlossen. Für den Aktienmarkt bedeutet das einen deutlichen Gegenwind. Gleichzeitig hat gerade die Korrektur im September dazu geführt, dass sich die überkaufte Situation an den globalen Aktienmärkten abgebaut hat. Der von CNN berechnete Greed & Fear-Index ist zum ersten Mal seit September 2022 und März 2023 wieder in den “extremen Angst“-Bereich gefallen. Trotz des eingetrübten Ausblicks sehen wir daher weiterhin die Chance auf eine Jahresendrally. 

Bedeutung für unser Portfolio

Aus diesem Grund planen wir selektiv die Aktienquote wieder zu erhöhen. Interessanterweise kam es in diesem Jahr nur zu wenigen Enttäuschungen bei den veröffentlichten Ergebnissen. In  vielen Fällen führte lediglich ein weniger starker Ausblick zu deutlichen Korrekturen bei einzelnen Portfoliopositionen. Die verbesserten Einstiegsniveaus bieten uns eine gute Gelegenheit die Aktienquote zu erhöhen. Durch die gestiegene Volatilität lassen sich zudem auch wieder interessante Optionsprämien vereinnahmen. Für die Verlängerung der Duration erscheint es noch etwas zu früh. Wir beobachten den Markt intensiv. Unabhängig davon bieten schon jetzt bei einzelnen Unternehmensanleihen – auch der Wachstumstitel – interessante Renditen. Nach der fundamental an sich nicht begründeten Korrektur ist nach der starken Bewegung auch Japan auf ermäßigtem Niveau wieder interessant.

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Matthias Neymeyer
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Matthias Neymeyer

Relationship Manager Süd

Matthias Neymeyer ist Wholesale Relationship Manager bei der Greiff capital management AG und betreut die Region Süddeutschland. Nach seiner Ausbildung zum Finanzassistenten bei der Volksbank Freiburg eG war der Diplom-Bankbetriebswirt (ADG) zunächst als Servicekundenberater und nach einem Wechsel zur Volksbank Breisgau Süd eG als Privatkundenberater tätig. Zuletzt agierte Matthias Neymeyer mehr als vier Jahre erfolgreich als Vermögensmanager im Private Banking der Volksbank Breisgau Süd eG.

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