dezember 2022

Monatskommentar GREIFF „special situations“ Fund

Die Perspektiven für M&A-Aktivitäten in 2023 sind wie immer von Zweckoptimismus der Protagonisten geprägt. Letztlich dürfte der Notenbankpolitik der Fed eine entscheidende Rolle für einen nachhaltigen Aufschwung für Übernahmen und Fusionen zukommen. Erst wenn Käufer das Risiko sowohl für Eigenkapital als auch für Fremdkapital angemessen bepreisen können, wird die Liquidität in die Kreditmärkte zurückkehren. Erst dann können Investmentbanken ihr Risiko verringern und Kredite, die ihre Bilanzen verstopfen, syndizieren. Gleiches gilt für Finanzinvestoren, die dadurch gebremst werden, dass Finanzierungen mit einer Bonität unterhalb von Investment Grade knapper und teurer geworden sind. Auffallend ist, dass aktuell deutsche Konzerne transatlantische und strategische Aktivitäten in Erwägungen ziehen.

Der Chemie-Distributeur Brenntag denkt laut über einen Zukauf in den USA nach, der Energiekonzern RWE ist in den letzten Monaten in den USA bereits tätig geworden. Obwohl der US-Dollar derzeit stark gegenüber dem EURO ist, suchen deutsche Unternehmen offenbar nach Gelegenheiten, sich in das stärkere US-Wirtschaftswachstum einzukaufen. Oft genug erwiesen sich jedoch transatlantische Hochzeiten für deutsche Firmen als Boomerang: Mercedes Benz, damals noch unter Daimler (Chrysler), oder Bayer lassen grüßen!

Einige Marktkapitalisierungsetagen tiefer im Segment der Beherrschungs- und Gewinnabführungsverträge, Squeeze Outs und Verschmelzungen hat das Jahr 2022 einmal mehr gezeigt, dass ein schwieriges Umfeld für das klassische M&A-Geschäft eher förderlich für kleinere Kapitalmarkttransaktionen ist. Mit fünf Ankündigungen von Beherrschungs- und Gewinnabführungsverträgen stellt das Jahr 2022 das bisherige Spitzenjahr 2015 im Zeitraum der letzten 25 Jahre ein! Bei der jüngsten BuG-Ankündigung handelt es sich um die Va-Q-tec AG. Der Würzburger Dämmstoff- und Verpackungshersteller soll an den schwedischen Finanzinvestor EQT für 26 EUR pro Aktie verkauft werden. EQT will das Unternehmen aufspalten und das dominierende Geschäft mit dem Verkauf und der Vermietung von Tiefkühl-Behältern für die Pharma-Branche mit dem schwedischen Rivalen Envirotainer fusionieren. Übernahme, Delisting und der Abschluß eines BuG stehen in den nächsten Monaten an. Der BuG ist der Sweet Spot unserer Investmentphilosophie, ermöglicht ein Investieren unter den Prämissen Stabilität und Kontinuität und bietet darüber hinaus auch das Realisieren attraktiver Event-Renditen!

Im Segment der Spruchverfahren war ebenfalls ein solider Jahrgang auszumachen. 25 Spruchverfahren wurden beendet, im Durchschnitt kam es zu einer Nachbesserung inklusive Zinsen von 13,5%. Mit BWT, DAB Bank, Gamforge und Renk waren wir an vier der dieses Jahr beendeten Spruchverfahren beteiligt und konnten dabei im Durchschnitt eine Nachbesserung von knapp 22% erzielen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass sich aus unserem Universum von rund 50 Unternehmen, auch in 2023 eine stattliche Anzahl an Squeeze-Outs zum Aufbau stiller Reserven ergeben werden. Den Abschluss in 2022 machte die Verallia Deutschland AG. Anfang Dezember wurde der Squeeze-Out ins Handelsregister eingetragen. Dem perspektivisch anstehenden Spruchverfahren kann mit Spannung entgegengesehen werden. Nach Analyse des Bewertungsgutachtens ist das Potenzial für eine deutliche Anhebung des Squeeze- Out-Preises trotz des ungünstigen Gerichtsstandortes gegeben. Die anhaltend hohe Nachfrage nach Produkten ihrer Baumarktkette hat der Hornbach Holding bzw. Hornbach Baumarkt im dritten Quartal einen kräftigen Umsatzzuwachs beschert. Wegen des Kostendrucks verfehlte der Konzern aber das operative Ergebnis des Vorjahres. Der Vorstand bekräftigte seine Jahresziele, was mit Blick auf einen potenziellen Squeeze-Out der Hornbach Baumarkt Aktie unverändert gute Rahmenbedingungen bietet. Ebenfalls kurz vor Weihnachten überraschte der Vakuumpumpenhersteller Pfeiffer Vacuum mit einer Anhebung der Umsatzprognose für das laufende Fiskaljahr. Demnach rechnet man für 2022 mit einem Umsatz im Bereich von 900 Mio. EUR, nachdem man hier zuvor einen Gesamterlös von 860 bis 880 Mio. EUR in Aussicht gestellt hatte. Die Prognose bei der EBIT-Marge wurde unverändert mit 14% bestätigt. Die verbesserten Geschäftsaussichten sollten in dem für den BuG angefertigten Bewertungsgutachten ihren Niederschlag finden und in letzter Konsequenz zu einem höheren Abfindungspreis führen. Derweil hat der Reisedetailhändler Dufry von der EU-Kommission grünes Licht für die Übernahme der italienischen Autogrill S.p.A. erhalten. Damit befindet sich die schweizer-italienische Hochzeit auf einem guten Weg, im ersten Halbjahr 2023 erfolgreich abgeschlossen zu werden. Im Vorfeld der Verkündung wurde die Position aufgrund der attraktiven Optionalität nochmals ausgebaut. Die dänischen Enzymhersteller Novozymes und Chr. Hansen planen ebenfalls einen milliardenschweren Zusammenschluss per Aktientausch. Die Streubesitzaktionäre von Chr. Hansen sollen für jede Aktie 1,53 neue Novozymes-Papiere erhalten, was einem Aufschlag von 49 Prozent entspricht. Inwieweit der Fall ein attraktives Chance Risiko Verhältnis bietet, wird sich in den kommenden Wochen herauskristallisieren.


Dirk Sammüller

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Matthias Neymeyer ist Wholesale Relationship Manager bei der Greiff capital management AG und betreut die Region Süddeutschland. Nach seiner Ausbildung zum Finanzassistenten bei der Volksbank Freiburg eG war der Diplom-Bankbetriebswirt (ADG) zunächst als Servicekundenberater und nach einem Wechsel zur Volksbank Breisgau Süd eG als Privatkundenberater tätig. Zuletzt agierte Matthias Neymeyer mehr als vier Jahre erfolgreich als Vermögensmanager im Private Banking der Volksbank Breisgau Süd eG.

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