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Earth Sustainable Resources Fund: Was passiert hier gerade im Kupfermarkt?

Fabian Erismann, Portfoliomanager des Earth Sustainable Resources Fund, im Gespräch mit Udo Wedler

Fabian Erismann
Udo Wedler

Udo Wedler: Herr Erismann, der Kupferpreis steigt seit Wochen stark, letzte Woche dann das Übernahmeangebot von BHP an Anglo American. Potenziell ist dies eine der größten Transaktionen in der Bergbaugeschichte. Was passiert da gerade im Kupfermarkt, Herr Erismann?

Fabian Erismann: Das Angebot von BHP ordnet sich in eine Reihe von aktuellen Übernahmen im Kupfersektor ein. Oz Minerals wurde von BHP gekauft, Newcrest wurde von Newmont übernommen, dann die Offerte von Glencore für Teck. Hinzu kamen diverse Einzeltransaktionen von gewichtigen Kupferlagerstätten. Es findet gerade das statt, auf was wir schon seit längerem hinweisen: Die Angebotsseite beim Kupfer steht unter enormem Stress. Die Pipeline neuer Minen ist ausgedünnt. Großprojekte zu realisieren ist ungemein komplex und teuer geworden. Es dauert heute im Durchschnitt 15 Jahre vom ersten Bohrloch bis zur ersten Produktion einer Kupfermine. Akquisitionen haben sich in letzter Zeit als attraktive Alternative angeboten anstelle von organischem Wachstum.

Udo Wedler: Sind Sie überrascht durch das Angebot für Anglo American?

Fabian Erismann: Nein, überhaupt nicht. Anglo American ist eine der größten Positionen im Portfolio des Earth Sustainable Resources Fund. Und dies aus zwei Gründen: Nach dem Kursverfall 2022, aufgrund der korrigierten Produktionsprognosen für die neue Quellaveco Kupfermine in Peru und Los Bronces in Chile, Abschreibungen bei der dahinsiechenden Diamantsparte von DeBeers und dem Preisverfall bei den Platingruppenmetallen sowie einer Reihe anderer Faktoren, ist das Unternehmen immer noch sehr günstig bewertet. Dazu kommt eine Nachhaltigkeitsstrategie von Anglo American, die ihresgleichen sucht in der Bergbauindustrie. Sie wurde in den Jahren unter der Führung von Mark Cutifani auf- und ausgebaut. Hier liegt sehr gute Substanz zu einem tiefen Preis vor, was die Firma in einem steigenden Rohstoffumfeld attraktiv macht. Das kürzliche Übernahmeangebot war die logische Folge. Es wird nicht die einzige Übernahme bleiben.

Udo Wedler: Denken Sie, diese Übernahme ist bereits in trockenen Tüchern?

Fabian Erismann: Nein, ich denke nicht und hier wird noch einiges passieren. Das Angebot wurde von Anglo’s Verwaltungsrat bereits kategorisch als zu tief zurückgewiesen. Eine Bedingung von BHP scheint zu sein, die Platin- und Eisenerzsparte in Südafrika und die Diamantsparte abzuspalten. Südafrika ist gerade im Wahlkampf. Die Politik wird hier ebenfalls noch ein gewichtiges Wort mitreden wollen. Einer der größten Aktionäre ist die staatliche südafrikanische Pensionskasse. Generell ist Südafrika nicht gerade gut zu sprechen auf BHP. Dies hat historische Gründe. Durch den Merger von BHP und Billiton sind viele südafrikanische Minen auf der Strecke geblieben und es könnten sich auch noch andere Interessenten mit besseren Angeboten melden.

Udo Wedler: Sie haben das sich abzeichnende Defizit im Kupfermarkt angedeutet. Was sind hier momentan die Hauptgründe?

Fabian Erismann: Da gibt es einige. Wir haben vor ein paar Wochen bereits auf die stark fallenden Verhüttungsmargen der chinesischen Kupferhütten hingewiesen. Ein Anzeichen dafür, daß der Markt für Kupferkonzentrate, das Vorprodukt für das Kupfermetall, sehr angespannt ist. Hier liegt im Moment sicher der Hauptgrund. Mit der staatlich erzwungenen Schließung der Cobre Panama Mine von First Quantum in Panama, ist ein großer Kupferkonzentratshersteller weggefallen. Freeport McMoRan steht kurz vor der Fertigstellung der eigenen Kupferschmelze in Indonesien. Auch dieses Konzentrat wird dem chinesischen Markt entzogen. Generell kann man aber sagen, daß in den letzten 10 Jahren einfach zu wenig in neue Bergbauprojekte investiert wurde. Die meisten westlichen Bergbaukonzerne haben ihre Produktionsprognose mittlerweile massiv nach unten korrigiert. Am dramatischsten ist der Produktionsabfall bei der chilenischen Codelco, dem bis heute größten Kupferproduzent der Welt.

Udo Wedler: Was läuft den da schief?

Fabian Erismann: Die Kupferproduktion ist in den letzten 10 Jahren von knapp 1,8 Millionen Tonnen Kupfer auf unter 1,4 Millionen Tonnen gefallen. Aufgrund neuer, großer, hochkomplexer Projekte ist Codelco heute technisch am Anschlag. Der Konzern ist hochverschuldet.

Udo Wedler: Wie meinen Sie das, technisch am Anschlag. Können Sie dies etwas ausführen?

Fabian Erismann: Bis 2030 werden voraussichtlich etwa 30 % der globalen Kupferproduktion aus technisch höchst anspruchsvollen, großen Untertageminen gefördert werden, sogenannten Block Caves. Der fallende Kupfergehalt ist hierfür verantwortlich, es benötigt “economies of scale”, die diese Abbauform bietet. Es gibt aber nur wenige Firmen, die die Technik beherrschen, um solche Projekte zu realisieren. Die einzige Mine, die diese Technik in diesem Maßstab beherrscht, ist die Freeport McMoRan Grasberg Mine in West-Papua, Indonesien. Codelco hat mit El Teniente und Chuquicamata weitere solcher Projekte. Aber wie gesagt, technisch werden hier neue Grenzen ausgelotet. Rio Tinto ist mit der Oyu Tolgoi Mine in der Mongolei in einer ähnlichen Situation. In meinen Augen besteht bei diesen Projekten mittelfristig das größte Risiko in Bezug auf das Angebot. Gleichzeitig wächst der Hunger nach Kupfer stark an, auch unterstützt durch die Energiewende und den Ausbau von KI- und Datenzentren.

Udo Wedler: Sie sprechen dabei den zunehmenden Energieverbrauch an?

Fabian Erismann: Richtig. Die Elektrifizierung und Digitalisierung der Gesellschaft ist ungemein kupferintensiv. Generell wird die Energiewende mehr und mehr zur Materialschlacht. Dies zeichnet sich schon seit längerem ab und trifft nun auf ein begrenztes Angebot. Hinzu kommt eine große Anzahl an bevölkerungsreichen Schwellenländern mit starkem Wachstum im Bruttoinlandprodukt, allen voran Indien, aber auch Indonesien, die Philippinen und mehrere afrikanische Länder, die ihre Infrastruktur beschleunigt ausbauen. Der Wohlstand eines Landes und das Bruttoinlandprodukt sind eng an den Energie- und Rohstoffverbrauch gekoppelt.

Udo Wedler: Es stehen vermutlich gute Zeiten für Bergbauaktien bevor. Wie positioniert sich der Earth Sustainable Resources Fonds?

Fabian Erismann: Die Position von Anglo American war für den Earth Sustainable Resources Fonds von der Größe her etwas ein Ausreißer. Wir sehen die beste Substanz eigentlich in Produzenten mittlerer Größe, welche gutes, organisches Wachstum bei überzeugenden ESG-Strategien aufweisen. Diese Produzenten werden in Zukunft interessante Übernahmekandidaten sein. Sie müssen aber unsere hohen technischen Anforderungen in Bezug auf den Erzabbau, den Einbezug der Communities, Umweltstandards und operative Effizienz erfüllen, um sich für den Fonds zu qualifizieren. Dies tun bei weitem nicht alle. Wir fokussieren uns auf Kupfer, Silber und eine Reihe anderer, für die Energiewende wichtiger, Rohstoffe sowie auf Firmen mit einer guten Diversifikation in Bezug auf die produzierten Metalle und eine vertikale Integration über die Wertschöpfungskette hinweg.

Udo Wedler: Zum Abschluss ein kurzer Ausblick. Was steht uns in Bezug auf Rohstoffe bevor?

Fabian Erismann: Ich denke, die Vorzeichen stehen gut für einen rasanten Preisanstieg für eine breite Palette an Rohstoffen, die für die Energiewende und die Energieversorgung der Welt unabdingbar sind. Nicht nur für Industriemetalle, sondern auch für Edelmetalle und Energierohstoffe sind die Ampeln auf Grün gesprungen. Die Preise haben stark angezogen, und das trotz hohem Zinsniveau und einem starken US-Dollar. Dies ist ungewöhnlich. Hinzu kommt die bereits erwähnte Investitionslücke bei vielen Rohstoffen über die letzte Dekade. Vieles wird zwar davon abhängen, wie sich die Realzinsen in den nächsten Monaten und Jahren entwickeln werden, aber die Engpässe, die wir aktuell sehen, werden sich u.E. noch dramatisch verschärfen. Dies ist eine gute Grundlage für einen neuen Rohstoffboom, bei dem wir erst am Anfang stehen. Sollte sich die Inflation weiter verschärfen und die Realzinsen fallen, wäre dies für Rohstoffe auf breiter Front sehr interessant. Rohstoffaktien sind sehr günstig bewertet und haben großes Aufwärtspotential in solch einem Umfeld.

Bild-Quelle : Anglo American

Dr. Joachim Berlenbach

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Matthias Neymeyer ist Wholesale Relationship Manager bei der Greiff capital management AG und betreut die Region Süddeutschland. Nach seiner Ausbildung zum Finanzassistenten bei der Volksbank Freiburg eG war der Diplom-Bankbetriebswirt (ADG) zunächst als Servicekundenberater und nach einem Wechsel zur Volksbank Breisgau Süd eG als Privatkundenberater tätig. Zuletzt agierte Matthias Neymeyer mehr als vier Jahre erfolgreich als Vermögensmanager im Private Banking der Volksbank Breisgau Süd eG.

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Andreas Kaiser ist Wholesale Relationship Manager bei der Greiff capital management AG und betreut die Region Norddeutschland. Nach seiner Ausbildung zum Finanzassistenten bei der Commerzbank AG in Karlsruhe, war der Bankfachwirt acht Jahre im Retailbanking tätig. Zuletzt agierte Andreas Kaiser mehr als sechs Jahre erfolgreich als Relationship Manager im Wealth Management der Commerzbank in Baden-Baden.

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